Seit Dezember 2011 ist Car2Go in Wien mit 500 Smart aktiv. Die Kundenzahl steigt rasant, was bei einem innovativen Carsharing Konzept nicht überrascht. Ein Schritt in Richtung nachhaltiger Individualverkehr, zumindest im urbanen Raum.
„Und darf ich dann auch einen Car2Go in Berlin ausborgen?“, fragt die junge Mitt-Zwanzigerin vor mir im Car2Go Büro. Sie darf nicht, aber in Wien darf sie ziemlich viel. Es ist Montag, 10 Uhr. Das Wiener Car2Go Office in der Hinteren Zollamtsstraße öffnet pünktlich und binnen kurzer Zeit ist der Raum mit Neukunden gefüllt. Auch ich habe mich gestern Abend im Internet registriert, mit persönlichen Daten, Führerschein und Bankkontonummer. Heute muss ich dennoch persönlich auftauchen – FS und Bankkarte wollen im Original gesehen werden.
Registrieren, Einsteigen, Losfahren, Parken. Das Car2Go Konzept des deutschen Automobilherstellers Daimler ist so einfach wie brilliant. Die Nutzung der Fahrzeuge ist auf Minutenbasis möglich und Anmiet- und Rückgabeorte sind flexibel. Für Wien gilt ein großzügiger Geschäftsbereich, von Donaustadt bis zum Wienerberg und vom Wilhelminenberg bis zum Gasometer. Mittels Smartphone-App (oder über eine Hotline) lässt sich sofort der nächste freie Smart lokalisieren und für 30 Minuten reservieren. Danach kann er im gesamten Geschäftsbereich wieder abgestellt werden, selbstverständlich auch in der Kurzparkzone – kostenlos.
Das Car2Go Büro im zweiten Bezirk ist auf das zu erwartende Publikum zugeschnitten: jung und urban. Schlichtes Blau auf Weiß, wenig Deko, vier dominante iMacs, eine Nespresso Kaffeemaschine, Wasser. Zu den Kunden gehören jene, für die das Auto längst kein Statussymbol mehr ist, sondern ausschließlich praktischen Nutzen hat. Jene, die keine Unsummen für die eigenen vier Räder ausgeben wollen, aber dennoch nicht ganz auf den Individualverkehr verzichten können. 9,90 Euro Anmeldegebühr, danach keine Fixkosten mehr. 29 Cent pro Minute, pro Stunde oder Tag gedeckelt mit 12,90 respektive 59 Euro, all inclusive! Im Zweifel leistet man sich das. Vor allem nachdem seit geraumer Zeit die Dichte der Car2Go Smart in der Stadt einfach auffällt.
Im Büro wird prompt die Membercard ausgeteilt. Blau auf Weiß versteht sich. Es geht noch zu einer kurzen Fahrzeugeinführung um die Ecke und dann ist man bereit loszufahren. Einen Smart in der Nähe vorausgesetzt.
Die App lokalisiert meinen Standort und zeigt mir sofort den nächsten freien Wagen an. Damit ihn mir nicht irgendein Dahergelaufener vor der Nase wegschnappt reservier ich ihn – 30 Minuten lang ist er jetzt nur mit meiner Karte zu öffnen. 251 Meter sagt das schlaue Telefon. Ich marschiere los, und finde meinen ersten Car2Go genau dort, wo er laut App sein soll. Die Membercard wird vom Lesegerät durch die Windschutzschreibe gelesen und schon öffnet sich die Fahrertür. Meine erstes Mal in einem Smart. Ich bin fast ein wenig aufgeregt. Das Display in der Mitte verlangt meinen gestern Abend ausgesuchten vierstelligen Pincode. Done. Willkommen, Andreas Edler steht da. Es folgt eine kurze Fragerunde zum Zustand des Autos. Alles super, nur außen ein bisschen dreckig, dafür gibts einen traurigen Smiley. Schlüssel zum Anstecken ist im Auto und schon gehts los.
Ich fahre zehn Minuten bis in die Favoritenstraße, stelle das Auto vor der Haustür ab und drücke: Miete beenden. Die Membercard wird noch mal durch die Windschutzscheibe gehalten und das Auto bestätigt: Miete beendet. Ich bin daheim und das Auto ist nicht mehr mein Problem. In der Wohnung angekommen sehe ich in der App, dass mein Smart schon wieder unterwegs ist.
Ein wundervolles Konzept!